Meine geliebte MUTTI hat in ihrem Leben unglaublich viel Schweres erleben und durchleben müssen. Es war vor allem der Krieg, der so großes Leid über SIE und ihre Lieben gebracht hat.
Durch die grausamen Kriegsumstände hat SIE nicht nur ihr eigenes Zuhause verloren, sondern auch ihre erste große Liebe und drei ihrer insgesamt sieben Kinder. Außerdem hat SIE mehrfach die brutale Flucht unter Einsatz und bei Angst um ihr eigenes Leben und das Leben ihrer Kinder erleben müssen, die SIE nur durch wundersame und göttliche Fügungen überleben konnte und überlebt hat.
Trotzdem hat MUTTI in ihrem Leben "die Liebe gelebt"! Ihre Familie, ihre Eltern, ihr Mann, ihre Kinder, ihre Enkel, ihre Urenkel - SIE waren für SIE das Allerwichtigste und das IHR Leben immer Bestimmende!
Für alle IHRE LIEBEN hat SIE immer alles nur Mögliche - und manchmal auch Unmögliche - getan.
--> DAS werden wir IHR nie vergessen! Daran werden wir immer denken und SIE für alle Zeiten in unserem Herzen behalten!
Wir ALLE verdanken MUTTI - und vor allem auch der Liebe, der Um- und Weitsicht unseres lieben PAPA´s - sehr, sehr viel. Die Basis für DAS, was wir heute sind, haben zu einem übergroßen Anteil unsere lieben Eltern geschaffen.
Auch dass WIR die so genannte Wende weitestgehend "unbeschadet" überstehen konnten und überstanden haben - auch DAS ist zweifellos nur IHNEN geschuldet.
Dass PAPA so viele Jahre vor MUTTI gehen musste - DAS hat SIE sehr, sehr schmerzlich getroffen, und es war für SIE ein riesengroßer und unersetzlicher Verlust.
IHRE letzten Jahre - und damit auch unser Lebensalltag - waren von einer Demenzerkrankung überschattet, geprägt und gezeichnet. SIE bzw. WIR haben alle Phasen und Stationen dieser Erkrankung kennenlernen müssen. Erspart geblieben ist uns allen lediglich und glücklicherweise - die aggressive Seite solch einer Krankheit.
Diese Erkrankung hat uns alle gefordert, ja geradezu herausgefordert - und manchmal auch überfordert! Sie hat nicht nur MUTTI selbst bestimmt und letztendlich kaputt gemacht, sondern sie hat sich auch sehr einschneidend, vehement und rücksichtslos in "unser Leben gedrängt, dieses mitbestimmt und eingemischt"!
Wir haben alle Stationen einer Demenzerkrankung kennenlernen müssen, die da sind: Verwirrtheit, Vergessen, Angstzustände, Nachtaktivität(en), Verlieren der Entscheidungsfähigkeit über die Dinge des täglichen Lebens, Verzweifelung, Orientierungslosigkeit, Inkontinenz, Wegrennen, Nichterkennen der Angehörigen.
Aber das Allerschlimmste war die Tatsache, dass MUTTI aufgehört hat, mit uns allen zu reden und zu kommunizieren - schon vor ein paar Jahren. --> Es war da nur noch dieses bittere und unerträgliche Schweigen und ein "In*sich*gekehrt*sein", das WIR nicht durchdringen und SIE nicht (mehr) erreichen konnten.
Über Jahre hinweg haben es vor allem meine zwei jüngeren Geschwister versucht und DAS auch getan, mit der Unterstützung von uns beiden Älteren - MUTTI zu Hause zu pflegen. Das war eine riesengroße Herausforderung, ein unglaublicher Kraftakt, der so manchen von uns an den Rande der Verzweif(e)lung bzw. die Grenzen der eigenen physischen und psychischen Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit geführt und gebracht hat.
Ich will es nicht unerwähnt lassen, dass es auch heftige Auseinandersetzungen, Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten unter uns vier Geschwistern gegeben hat - zu dem einen oder anderen Punkt betreffs der Versorgung und Betreuung von MUTTI. Vieles wurde sehr massiv auf die Probe gestellt ...
--> Glücklicherweise jedoch - haben wir VIER über kurz oder lang - immer wieder zusammengefunden.
In den ersten Pflegejahren von MUTTI gab es zudem die tatkräftige Unterstützung durch eine ausgebildete und erfahrene Altenpflegerin, die sich sehr umfassend und umsichtig um unsere erkrankte MUTTI kümmerte und uns wertvolle Pflegehinweise geben konnte. Auch DAS möchte ich hier keinesfalls unerwähnt lassen, zumal ich selbst den allerersten Kontakt zu dieser Pflegerin hatte und auch herstellte.
Die gesamte Situation wurde erheblich dadurch erschwert, dass alle Kinder nicht an dem Wohnort ihr eigenes Zuhause hatten, in dem MUTTI lebte - teilweise hatten wir hunderte Kilometer von IHR entfernt unsere Wohn-, Lebens- und Arbeitsstätte sowie unser ganz persönliches Umfeld.
Trotzdem verbrachte unsere liebe MUTTI nur IHR allerletztes Lebensjahr in einem altersgerechten Pflegeheim - auch aus den oben genannten Gründen und nachdem SIE viele Jahre lang aufopferungs-, hingebungs- und verantwortungsvoll sowie mit großem Einsatz und gemäß ihres Wunsches vorwiegend von den beiden jüngeren Geschwistern im jeweiligen Zuhause betreut worden ist.
Durch das altersgerechte Pflegeheim wurde MUTTI sehr freundlich aufgenommen und allumfassend mit fachlicher Kompetenz und auch mit Herz und Hingabe umsorgt und gepflegt. SIE hat/hatte sich tatsächlich dort gut eingelebt!
Unser allergrößtes Bedenken bestand ja im Vorfeld dieser Entscheidung darin, dass SIE auch dort wieder alle Wege suchen und finden würde, wegzulaufen - so wie SIE es schon viele Male vorher in Tagespflegeeinrichtungen getan hatte.
Nicht nur einmal gaben es uns Tagespflegeeinrichtungen deutlich zu verstehen, dass sie aus diesem Grunde MUTTI nicht mehr aufnehmen werden und können. Irgendwie alleine gelassen blieben wir oftmals rat- und machtlos zurück.
Unglücklicherweise ist MUTTI Anfang Februar diesen Jahres nachts im Pflegeheim gestürzt. ALLE sind damals davon ausgegangen, dass MUTTI alleine in den Nächten nicht mehr aufstehen würde und nicht mehr aufsteht! --> DAS jedoch war ein Trugschluss.
SIE ist bei dieser "nächtlichen Aktivität" leider, leider hingefallen und hat sich einen - also diesen im Alter so gefürchteten Oberschenkelhalsbruch zugezogen. Und DAS, DAS sollte, ist und war letztendlich und rückblickend-betrachtet - IHR Ende gewesen.
SIE wurde zwar umgehend ärztlich und medizinisch betreut und versorgt - aber SIE hat es nicht geschafft. Eine kurze Zeit lang sah nach ihrem nächtlichen Sturz alles recht gut aus. Dann jedoch hörte SIE auf, Essen und Trinken zu sich zu nehmen. Auch das Aufstehen, Hinstellen, Laufen funktionierte selbstständig nicht mehr. SIE war ja vor diesem Unfall schon über Wochen und Monate zusehends immer schwächer geworden - trotz guter und ausreichender Versorgung mit allen erforderlichen Lebensmitteln, mit Essen und Trinken.
In den ca. letzten vier Wochen, in denen MUTTI das Essen und auch das Trinken sehr entschieden verweigerte, wurde sie nur noch nachts mit Flüssigkeit und Medikamenten zwangsweise versorgt. Zusehends wurde SIE schwächer und schwächer. Es war abzusehen, was da noch kommen sollte ... Und trotzdem hatten wir es bis kurz vor ihrem Tode gehofft, dass es da noch eine Wende geben könnte und möge ...
Gesprochen hat SIE mit uns bis zu ihrem Ende nicht mehr. Aber - SIE hatte in den letzten Tagen ihrer Lebenszeit sehr wache Momente, in denen SIE ausgesprochen und für uns schon ungewohnt-aufmerksam zuhörte, was wir IHR zu sagen hatten. Es ist ein großer Trost, dass MUTTI in den letzten Lebenstagen auf uns alle einen sehr ruhigen, friedlichen und vor allen Dingen schmerzfreien Eindruck hinterlassen und gemacht hat.
Meine beiden Schwestern haben unsere liebe MUTTI bis zum allerletzten Atemzuge begleitet, waren immer wieder vor Ort und für Stunden bei IHR. Auch in der Todesstunde war MUTTI nicht alleine - meine jüngste Schwester hat SIE hinüberbegleitet - über diese "Regenbogenbrücke" in das Land des ewigen Lichts und der Sonne.
--> SIE ist sozusagen vorausgegangen - zu gegebener Zeit werden auch WIR ALLE diesen letzten Weg gehen müssen.
DANKE, MUTTI, dass es DICH gegeben hat! DU hast immer und zu jeder Zeit ALLES, wirklich alles nur Mögliche für uns getan! DU bleibst in unserem Bewusstsein und wirst in unseren Herzen weiterleben - immer und überall.
Ich persönlich empfinde neben tiefer Trauer auch sehr viel Erleichterung, dass dieses jahrelange Leiden von MUTTI, das auch uns so viele tragische Momente aufgezwungen hat, damit ein Ende gefunden hat.
Das wichtigste und wertvollste Erbe meiner bzw. unserer lieben MUTTI ist ein Buch, das SIE selbst geschrieben hat.
Dieses Buch hat SIE auf Drängen von mir und von anderen Verwandten in der Lebensphase vor ihrer Erkrankung, jedoch nach dem schmerzlichen Verlust ihres geliebten Mannes - geschrieben. SIE hat "einfach" aufgeschrieben, WAS konkret SIE in ihrem zurückliegenden Leben erlebt hat.
Dieses Buch war über einen langen Zeitraum lediglich eine "Zettel(an)sammlung" - bis sich einer ihrer Enkel darum gekümmert hat, dass aus diesen einzelnen Blättern ein gebundenes Buch entstehen konnte und entstanden ist. Es trägt den kurzen, treffenden und prägnanten Titel: "Mein Leben".
In diesem Buch gibt es zahlreiche Fotos, die den Lebensweg unserer lieben MUTTI anschaulich und eindringlich dokumentieren.
Jetzt - nach ihrem Tode - sind wir alle sehr froh darüber, dass wir dieses wertvolle Dokument als "Zeitzeugen" ihres Lebens besitzen.
*heinka*
Und hier ein paar Fotos aus dem letzten Lebensabschnitt meiner MUTTI:
Und dieses Foto, das habe ich am Tage von Muttis Beerdigung gemacht. Es war ein wunderschöner Frühlingstag gewesen ... mit Vogelgezwitscher und Sonnenschein.
Und dieser klasse SONG, der passt ganz genau zu meinen lieben Eltern und zu diesem Thema hier:
--> XAVIER NAIDOO: FÜR DICH
Ja BLUMEN und natürlich insbesondere ROSEN, die hat MUTTI immer sehr geliebt:
heinkas Anmerkung:
DAS, was ich hier niedergeschrieben habe, ist natürlich meine ganz persönliche Sicht auf die Dinge, die gewesen sind. SO habe ICH selbst DAS ALLES erlebt - SO hat es sich MIR dargestellt und SO behalte ICH ES in Erinnerung!
Ich schließe es nicht aus, dass es dazu unterschiedliche Ansichten, Auffassungen und Wertungen gibt. Und ich verweigere es auch niemandem, hier durch einen entsprechenden Kommentar SEINE MEINUNG zu ergänzen und kundzutun.
Dass ich diesen Beitrag hier geschrieben habe, das ist meine Art die teilweise sehr tragischen und sehr einschneidenden Geschehnisse, Ereignisse und Vorkommnisse der letzten Jahre und auch die Trauer um den Verlust eines geliebten Menschen zu verarbeiten - und auch aufzuarbeiten - der zu den engsten, vertrautesten und wichtigsten in diesem meinen Leben für mich gehört bzw. gehörte.
Ich hoffe und gehe einfach davon aus, dass DAS ALLES so akzeptiert und auch verstanden wird!!??
Ich habe hier sehr offen und ehrlich über VIELES geschrieben - aber auch VIELES weggelassen.
Ein riesengroßes DANKESCHÖN sage ich abschließend meinem lieben Mann, der mich auf allen Wegen in den vergangenen Jahren begleitet hat und immer fest an meiner Seite und zu mir gestanden hat, auch wenn DAS ihm so manches Mal sehr, sehr vieles abverlangt hat.
--> Ich weiß, dass vor allem auch DAS nicht selbstverständlich ist und war ...
UPDATE am 28.04.2014:
Weil es mir wichtig erscheint und mir wichtig ist, heute hier mal noch die folgende Ergänzung:
Am Tag der Beerdigung bzw. unmittelbar nach der Beerdigung meiner/unserer lieben MUTTI, fiel mir ganz zufällig ein Foto aus ihrem Leben in die Hände. Das Besondere an diesem Foto unter Glas ist das Folgende:
Es steckte ein mit Hand und Bleistift geschriebener, bereits stark verblasster Zettel unter der dieses Foto abdeckenden Glasscheibe - auf dem der folgende Satz niedergeschrieben worden war:
"Mit heißem Herzen flehen wir alle Verantwortlichen an,
den Frieden zu wahren und tausenden Müttern zu helfen!"
Dieser Satz ist vor schätzungsweise 4 oder 5 Jahren - in einem sehr wachen Moment - von meiner lieben MUTTI handschriftlich genau so aufgeschrieben worden! Ich erinnere mich sehr gut daran, dass mir davon damals meine Schwester berichtete.
Ich nehme es an und gehe davon aus, dass zu dieser Zeit MUTTI aktuelle Ereignisse und/oder Erinnerungen an ihre einschneidenden, sehr traurigen und lebensbestimmenden Kriegserlebnisse dazu erwogen hatten, diese mahnenden und eindringlichen Worte aufzuschreiben.
Und - dieser Satz, er ist auch heute wieder ganz besonders aktuell - er ist scheinbar IMMER aktuell!!??
Ich habe besagten Zettel mit dieser wichtigen Nachricht von MUTTI mal fotografiert - so gut wie es eben möglich war - und füge ihn nachfolgend ein:
Abschließend hier noch diese Ergänzung:
Auch wenn man mit MUTTI in den letzten Jahren so gut wie überhaupt nicht mehr kommunizieren konnte, weil immer von ihr keine Antwort zurückkam, so war es doch so, dass sie Inhalte bzw. Überschriften oder markante Sätze auf Zeitungen, Zeitschriften oder auf anderen Materialien sehr schnell erfassen konnte und erfasste, sich diese merkte, um diese dann immer wieder laut auszusprechen, aufzusagen und viele, viele Male zu wiederholen. Dabei lief sie ständig hin und her ... Sie wurde einfach nicht müde, stundenlang hin- und herzulaufen ... - immer wieder.
1 Kommentar:
Tut mir leid....
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